docdirekt 2.0 – so geht Telemedizin im Jahr 2020
Das zweijährige Modellprojekt zur Telemedizin docdirekt läuft Ende März 2020 aus.1 In der Erprobungsphase sind viele gesetzgeberische Neuerungen auf den Weg gebracht worden. Die Änderungen für das Jahr 2020 haben wir für Sie zusammengefasst.
Nicht immer ist es nötig, den Arzt persönlich aufzusuchen. Besonders bei langen Anfahrtswegen und immobilen Patienten kann die Telemedizin eine sinnvolle Ergänzung sein.2
docdirekt – gute Zwischenbilanz
Im baden-württembergischen Telemedizin-Pilotprojekt docdirekt (www.docdirekt.de) können Patienten per App, Telefon oder Videotelefonie seit Frühjahr 2018 mit medizinischen Fachangestellten des docdirekt-Portals in Kontakt treten. Diese vermittelten daraufhin einen Arzt zur Beratung per Telefon, Chat oder Videotelefonie.2 Insgesamt ziehen die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) und docdirekt schon jetzt eine positive Bilanz: Medizinisch und technisch funktioniere das System und die Nutzerzahlen seien stetig angestiegen.1 Die Mehrzahl der medizinischen Anfragen habe tatsächlich per Video und Telefon abschließend geklärt werden können.3
docdirekt bald gekoppelt mit der 116117?
Ab April 2020 wird voraussichtlich kein Direktkontakt zu docdirekt mehr möglich sein.1 Das Konzept der Telemedizin soll jedoch nicht aufgegeben, sondern mit den Terminstellen gekoppelt werden.1 Als Konsequenz des im Mai 2019 verabschiedeten Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) werden die Terminservicestellen mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst zusammengefasst.4 Damit soll unter der bundesweit einheitlichen Telefonnummer 116117 und der Website www.116117.de eine zentrale Servicestelle für die ambulante Versorgung und für Notfälle entstehen. Kontaktieren Patienten ab dem 1. Januar 2020 die 116117, erhalten sie folgenden Service:4,5
- Terminvermittlung bei Ärzten und Psychotherapeuten
- Vermittelt an den (kinder-)ärztlichen Bereitschaftsdienst
- Vermittlung einer telemedizinischen ärztlichen Beratung (voraussichtlich ab April 2020)1
- Weiterleitung von dringenden Notfällen an den Rettungsdienst unter der Nummer 112
Mit GERDA zum elektronischen Rezept
Der „geschützte e-Rezept-Dienst der Apotheken“, kurz GERDA, ist seit November 2019, in docdirekt eingebettet.6 In der ersten Testphase wird die digitale Erstellung von elektronischen Rezepten (e-Rezepte) aber nur in der Region Stuttgart und dem Landkreis Tuttlingen möglich sein. Konkret kann der docdirekt-Telearzt bei Bedarf ein e-Rezept erstellen und mit seinem elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) signieren.6 In der Pilotphase ist nur die Verordnung von Standardarzneimitteln möglich. Entlass-, Betäubungsmittel- oder T-Rezepte können dementsprechend nicht elektronisch ausgestellt und übermittelt werden.6 Unter www.mein-e-rezept.de können Sie sich umfassend über GERDA informieren.
Fernbehandlung: Neuregelungen des Jahres 2019
Die Möglichkeiten der Videosprechstunde wurden im vergangenen Jahr deutlich liberalisiert:
- Der erste Arzt-Patienten-Kontakt darf in einer Videosprechstunde stattfinden.7
- Ärzte fast aller Fachgruppen dürfen Videosprechstunden durchführen und abrechnen (ausgenommen: Laborärzte, Nuklearmediziner, Pathologen und Radiologen).7
- Videosprechstunden sind für alle Indikationen möglich.3
- Die Vergütung der Videosprechstunde erfolgt über die Versicherten-, Grund- oder Konsiliarpauschale.7
- Pauschale und Zuschläge werden in voller Höhe gezahlt, wenn im selben Quartal noch ein persönlicher Kontakt erfolgt.7
- Bei ausschließlichem Videokontakt werden die Bezüge je nach Fachgruppe um bis zu 30 % gekürzt.7
- Bis September 2021 gibt es einen Zuschlag für die Authentifizierung neuer Patienten (GOP 01444) und eine Anschubfinanzierung zum Einrichten einer Videosprechstunde (GOP 01451).7
- Es gibt einen Technikzuschlag (GOP 01450) für Videosprechstunden und Videofallkonferenzen.7
- Werbung für Fernbehandlungen ist eingeschränkt erlaubt.8
Quellen:
- Staeck F. Docdirekt 2.0 kommt. Ärzte Zeitung. Oktober 2019. Online verfügbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Politik/Docdirekt-20-kommt-402712.html (abgerufen am 01.12.2019).
- docdirekt: Das telemedizinische Modell-Projekt der KVBW. Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg. Online verfügbar unter: https://www.kvbawue.de/praxis/neue-versorgungsmodelle/docdirekt/ (abgerufen am 01.12.2019).
- Krüger-Brand HE. Fernbehandlung: Noch viel Regelungsbedarf. Dtsch Arztebl 2019; 116(19): A-926 / B-764 / C-752. Online verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/207226/Fernbehandlung-Noch-viel-Regelungsbedarf (abgerufen am 01.12.2019).
- Bundesgesundheitsministerium: Terminservice- und Versorgungsgesetz tritt in Kraft. Mai 2019. Online verfügbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2019/2-quartal/tsvg-inkrafttreten.html#c15486 (abgerufen am 01.12.2019).
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst: Elfen werben für Rufnummer 116117. Kassenärztliche Bundesvereinigung. August 2019. Online verfügbar unter: https://www.kbv.de/html/2019_42024.php (abgerufen am 01.12.2019).
- Gensthaler BM. Gerda-Projekt: Countdown für das E-Rezept. Oktober 2019. Pharmazeutische Zeitung. Online verfügbar unter: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/countdown-fuer-das-e-rezept/ (abgerufen am 01.12.2019).
- Praxisnachrichten: Videosprechstunden sind jetzt öfter möglich – Vergütung im EBM neu geregelt. Kassenärztliche Bundesvereinigung. Oktober 2019. Online verfügbar unter: https://www.kbv.de/html/1150_42530.php (abgerufen am 01.12.2019).
- Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) – Entwurf Bundestag. September 2019. Online verfügbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/D/DVG_Bundestag.pdf (abgerufen am 01.12.2019).
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