Systolischer 24-Stunden-Blutdruck sagt VHF-Risiko voraus
Mit einer Langzeitblutdruckmessung lässt sich das VHF-Risiko besser abschätzen als mit einer konventionellen Blutdruckmessung. Die systolische Blutdrucklast ist dabei ein wichtiger Faktor.
Bluthochdruck gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für Vorhofflimmern (VHF): Mehr als ein Fünftel der Fälle lässt sich darauf zurückführen.1 Doch wie lässt sich dieses Wissen für die Risikovorhersage nutzen? Und welche Art der Blutdruckmessung ist am besten geeignet?
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie2 geben erste Antworten auf diese Fragen. Laut der Autoren2
- ist der systolische ambulante 24-Stunden-Blutdruck ein signifikanter Prädiktor für VHF und ermöglicht eine zuverlässigere Einschätzung als die Einmalmessung, zudem
- ist die systolische Blutdrucklast am Tage für die Voraussage besonders aussagekräftig.
Studie umfasste 58.810 Personenjahre
Die belgische Studie nutze die Daten von 3.956 Teilnehmern zweier großer Kohortenstudien – der FLEMENGHO-Studie (FLEMENGHO = Flemish Study on Environment, Genes and Health Outcomes) und der EPOGH-Studie (EPOGH = European Project on Genes in Hypertension) und umfasste insgesamt 58.810 Personenjahre. Bei Studieneinschluss wurde bei allen Teilnehmern sowohl eine konventionelle Blutdruckmessung als auch eine ambulante Langzeitblutdruckmessung durchgeführt. Eine ambulante Blutdruckmessung über volle 24 Stunden lag von 2.776 (70,2 %) Teilnehmern vor. Personen, bei denen bereits ein VHF bekannt war, wurden nicht berücksichtigt.2
Prävalenz von Hypertonie hoch
62 % der Teilnehmer hatten zu Studienbeginn einen normalen Blutdruck. 15,1 % der Teilnehmer nahmen Antihypertensiva ein und 8,1 % hatten einen bislang unbehandelten anhaltenden Bluthochdruck. Eine maskierte Hypertonie wurde bei 9,2 % und eine „Weißkittelhypertonie“ bei 5,5 % der Teilnehmer festgestellt.2
Blutdruckmessung und VHF
Über die mediane Beobachtungsdauer von 14 Jahren hinweg entwickelten 143 Teilnehmer ein VHF. Davon lag bei 111 Personen eine vollständige 24-Stunden-Blutdruckmessung vor.
In der multivariaten Analyse erwies sich der systolische Blutdruck aus der 24-Stunden-Blutdruckmessung als signifikanter Prädiktor für das VHF. Dies galt sowohl für die Messung über die gesamten 24 Stunden als auch über den Tag oder die Nacht hinweg (Abb. 1). Jede Erhöhung des systolischen Blutdrucks um eine Standardabweichung (17,1 mmHg) ging mit einer Zunahme des VHF-Risikos um 27 % (24 h), um 22 % (Tag) beziehungsweise um 20 % (Nacht) einher. Die konventionelle Blutdruckmessung erreichte mit 19 % Risikoerhöhung pro Standardabweichung keine signifikante Assoziation.2

Abbildung 1: Ein erhöhter systolischer Blutdruck ist mit einem höheren VHF-Risiko assoziiert (Nach Tikhonoff et al. 20182).
Blutdrucklast ist Maß für VHF-Risiko
Darüber hinaus untersuchten die Studienautoren, wie sich die systolische Blutdrucklast am Tag auf das VHF-Risiko auswirkt. Diese war definiert als der Anteil der Messergebnisse über 135 mmHg während der Langzeitblutdruckmessung am Tag. Die Studienresultate zeigten Folgendes:
- Im Vergleich zur Gesamtkohorte war bei den Teilnehmern, bei denen in weniger als 3,2 % der Messungen (unteres Quartil) ein systolischer Blutdruck von 135 mmHg vorlag, das adjustierte VHF-Risiko um 51 % niedriger.
- Im oberen Quartil der systolischen Blutdrucklast (> 38 %) war es um 46 % erhöht.2
Mehrfachmessung empfohlen
Die Studienergebnisse legen nahe, dass der systolische Langzeitblutdruck das VHF-Risiko besser voraussagen kann als die konventionelle Blutdruckmessung. Die Autoren schlagen deshalb vor, Langzeitblutdruckmessungen bei Patienten mit Hypertonie routinemäßig durchzuführen, um das VHF-Risiko zuverlässiger einschätzen zu können.
Quellen:
Huxley RR et al. Absolute and attributable risks of atrial fibrillation in relation to optimal and borderline risk factors: the Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) study. Circulation 2011; 123: 1501-1508. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21444879
Tikhonoff V et al. Ambulatory blood pressure and long-term risk for atrial fibrillation. Heart 2018; 104: 1263-1270. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29440183
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