VHF-Risiko steigt mit der Anzahl der gerauchten Zigaretten
Raucher und Ex-Raucher haben im Vergleich zu Nie-Rauchern ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern (VHF). Offensichtlich gibt es eine dosisabhängige Assoziation zwischen Zigarettenkonsum und VHF-Risiko.1
Entwickeln Raucher häufiger Vorhofflimmern (VHF) als Nichtraucher? Und falls ja: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Menge an gerauchten Zigaretten beziehungsweise Packungsjahren und dem VHF-Risiko? Diesen Fragen ging ein europäisches Forscherteam in einer systematischen Literaturrecherche und Metaanalyse nach.1
Aktive Raucher sind besonders VHF-gefährdet
Die Wissenschaftler werteten für ihre Metaanalyse 29 prospektive Studien aus.1 Sie konnten zeigen, dass das VHF-Risiko für jeweils zehn pro Tag gerauchte Zigaretten um 14 % ansteigt. Zehn Packungsjahre steigerten das VHF-Risiko um 16 %.1
Im Vergleich zu Personen, die nie geraucht hatten, wiesen aktive Raucher ein um 32 % erhöhtes VHF-Risiko auf. Menschen, die jemals geraucht hatten (aktive plus ehemalige Raucher zusammengenommen), hatten ein um 21 % erhöhtes VHF-Risiko. Bei Ex-Rauchern war das VHF-Risiko um 9 % erhöht. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass es eine dosisabhängige Assoziation zwischen der Anzahl gerauchter Zigaretten und dem Auftreten von Vorhofflimmern gibt, schreiben die Autoren. Nach einem Rauchstopp sinke das VHF-Risiko allerdings wieder.1
Definition Packungsjahr
Der Begriff Packungsjahr gibt die Menge der insgesamt von einem Raucher konsumierten Zigaretten an. Die durchschnittlich pro Tag gerauchten Zigarettenpackungen à etwa 20 Stück werden mit den Raucherjahren multipliziert.2
Rechenbeispiele für „10 Packungsjahre“:
Eine Person hat über zehn Jahre durchschnittlich pro Tag eine Zigarettenpackung konsumiert.
oder
Eine Person hat über fünf Jahre durchschnittlich pro Tag zwei Zigarettenpackungen konsumiert.
Warum neigen Raucher vermehrt zu VHF?
Der beobachtete Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und VHF-Risiko weist möglicherweise auf eine zugrundeliegende biologische Beziehung hin: Rauchen erhöht das Risiko für Diabetes, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, koronare Herzkrankheit und Herzinsuffizienz. Diese Erkrankungen gelten allesamt als Risikofaktoren für VHF. Darüber hinaus stimuliert das Nikotin in Zigaretten die Sympathikus-Neurotransmission, was zu erhöhten Plasmakatecholaminspiegeln und damit zu einer Erhöhung der Ruheherzfrequenz, des Blutdrucks und des Hypertonierisikos führt. Dies wiederum ist mit einem erhöhten VHF-Risiko assoziiert.1
Für ein Leben ohne Zigaretten motivieren
Die Ergebnisse der vorliegenden Metaanalyse haben wichtige Implikationen für das Gesundheitswesen: Sie zeigen einmal mehr, wie bedeutend es auch im Hinblick auf die VHF-Prävention ist, mit dem Rauchen gar nicht erst anzufangen beziehungsweise aktive Raucher zu einer Raucherentwöhnung zu motivieren. Denn mit der Nikotinabstinenz geht auch das VHF-Risiko wieder zurück.1 Das American College of Cardiology hat ein Konsensuspapier zur Raucherentwöhnung herausgegeben.3 Hier gelangen Sie zu dem Dokument:
Quellen:
- Aune D, Schlesinger S, Norat T et al. Tobacco smoking and the risk of atrial fibrillation: A systematic review and meta-analysis of prospective studies. Eur J Prev Cardiol 2018; 25: 1437-1451. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29996680/
- Packungsjahr. Pschyrembel online. Online verfügbar unter: https://www.pschyrembel.de/Packungsjahr/K00RK (abgerufen am 01.07.2020).
- Barua RS, Rigotti NA, Benowitz NL et al. 2018 ACC Expert Consensus Decision Pathway on Tobacco Cessation Treatment: A Report of the American College of Cardiology Task Force on Clinical Expert Consensus Documents. J Am Coll Cardiol 2018; 72: 3332-3365. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0735109718388594?via%3Dihub
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