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So einfach: unser HAS-BLED-Score-Rechner zur Bestimmung des Blutungsrisikos
Mit dem HAS-BLED-Score können Sie die Blutungsneigung bei antikoagulierten Patienten mit Vorhofflimmern abschätzen. Unser Online-Rechner macht Ihnen die Bestimmung leicht. Lesen Sie hier außerdem mehr über den Aufbau und das Potenzial des HAS-BLED-Scores.
Was ist der HAS-BLED-Score?
HAS-BLED ist ein Punktesystem, mit dem Sie das Risiko für schwere Blutungen von Patienten abschätzen können, die wegen Vorhofflimmern (VHF) oder Vorhofflattern präventiv antikoaguliert werden sollen.[1,2] Der HAS-BLED-Score berücksichtigt sieben klinische Risikofaktoren: Hypertonie, abnormale Nieren- und Leberfunktion, Schlaganfall, Blutungen, Gerinnungsmanagement, Alter sowie Medikamenteneinnahme/Alkoholkonsum (Tabelle 1).[2]
Buchstabe | Risikofaktor | Punkte |
---|---|---|
H | Hypertonie | 1 |
A | abnormale Nierenfunktion/Leberfunktion | je 1 Punkt |
S | Schlaganfall (in der Anamnese) | 1 |
B | Blutungen (in der Anamnese) | 1 |
L | L labile INR-Einstellung 1 | 1 |
E | Alter ≥ 65 (engl. elderly) | 1 |
D | D Medikamente (engl. drugs)/Alkohol je 1 Punkt | je 1 Punkt |
Maximalwert: 9 Punkte |
Tabelle 1: Berechnung des HAS-BLED-Scores (modifiziert nach Camm et al. 2010).2 INR = International Normalized Ratio.
Jeder Risikofaktor trägt null bis zwei Punkte zum finalen HAS-BLED-Score bei. Der Maximalwert des HAS-BLED-Scores beträgt neun Punkte.[2]
Der HAS-BLED-Score wird folgendermaßen interpretiert:[2]
HAS-BLED-Score = 0–2 ≙ geringes Blutungsrisiko bei oraler Antikoagulation
HAS-BLED-Score > 2 ≙ erhöhtes Blutungsrisiko bei oraler Antikoagulation
Die prophylaktische Behandlung mit oralen Antikoagulanzien (OAKs) erfordert ab einer Punktzahl von drei im HAS-BLED-Score eine engmaschige Überwachung, da von einem erhöhten Blutungsrisiko auszugehen ist.[2]
HAS-BLED-Score: Bedeutung für die OAK-Therapie
Eine erhöhte Blutungsneigung (HAS-BLED-Score > 2) von Patienten mit VHF sollte nicht automatisch mit einer Beendigung der OAK-Behandlung einhergehen.[3,4] Vielmehr sollten die Risikofaktoren – sofern beeinflussbar – minimiert werden.[3,4] Mögliche Maßnahmen zur Reduktion der Blutungsneigung sind zum Beispiel
- die Behandlung einer arteriellen Hypertonie,
- die stabile Einstellung der INR-Werte,
- die Minimierung der Einnahmezeiträume von prädisponierenden Medikamenten (z. B. Thrombozytenaggregationshemmer) und
- ein maßvoller Umgang mit Alkohol.[3]
Um eine aktive Blutung zu kontrollieren, kann es nötig sein, die OAK-Behandlung zu pausieren.[3] Nur selten besteht jedoch eine absolute Kontraindikation für eine OAK-Langzeittherapie.[3] In solchen Fällen kann ein interventioneller Verschluss des linken Vorhofohrs als alternative Thromboembolieprophylaxe erwogen werden.[3,4]
HAS-BLED- versus CHA2DS2-VASc-Score
Patienten mit VHF oder Vorhofflattern haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung thromboembolischer Ereignisse. Die orale Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten (VKAs) oder Nicht-VKA oralen Antikoagulanzien (NOAKs) reduziert die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Schlaganfällen und Thromboembolien maßgeblich.[3,4] Demgegenüber steht eine erhöhte Blutungsneigung durch die orale Antikoagulation. Die Behandlungsleitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfehlen bei der Wahl des Antikoagulans, Risiken (z. B. Blutungen) und Vorteile (z. B. Schlaganfallprävention) gegeneinander abzuwägen. Manche Faktoren, wie zum Beispiel das Alter, erhöhen das Risiko sowohl für Blutungen als auch für das Auftreten eines Schlaganfalls.[3] Der CHA2DS2-VASc-Score ist sozusagen das Gegenstück zum HAS-BLED-Score und dient der individuellen Schlaganfallrisikoabschätzung.[3] Unsere beiden Online-Rechner zur Bestimmung des HAS-BLED- beziehungsweise des CHA2DS2-VASc-Scores unterstützen Sie als behandelnden Arzt bei der Nutzen-Risiko-Abwägung einer oralen Antikoagulation.
HAS-BLED-Score-Rechner
Unsere Tools und Rechner sind ausschließlich für Trainingszwecke bestimmt und dürfen nicht verwendet werden, um Diagnosen zu stellen oder Therapieentscheidungen zu treffen.
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Und damit das 1-Jahres-Risiko für schwere Blutungen bei Patienten bewerten, die Antikoagulanzien bei Vorhofflimmern einnehmen. -
Hypertonie
Leidet der Patient an arterieller Hypertonie?
(systolischer Blutdruck > 160 mmHg)
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Liegt eine abnormale Nierenfunktion vor?
Chronische Dialysebehandlung, Zustand nach Nierentransplantation oder Kreatinin-Konzentration im Serum ≥ 200 µmol/l (2,3 mg/dL)
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Besteht eine abnormale Leberfunktion?
Liegt das Bilirubin bei mehr als dem Doppelten des Normalen und liegt AST/ALT/AP bei mehr als dem Dreifachen des normalen Wertes oder liegt eine Zirrhose vor?
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Schlaganfall
Lag in der Vergangenheit ein Schlaganfall vor?
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Besteht eine Blutungsneigung?
Hatte der Patient eine größere Blutung oder besteht Blutungsneigung?
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instabiler/hoher INR
≥ 60 % außerhalb des Zielbereichs
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Alter
Ist der Patient bereits 65 Jahre alt oder älter?
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Medikation
Nimmt der Patient Thrombozytenaggregations-Hemmer oder nichtsteroidales Antiphlogistikum?
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Alkohol
Besteht beim Patienten übermässiger Alkoholkonsum?
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Ergebnis
Bitte beachten Sie, dass unsere Tools und Rechner ausschließlich für Trainingszwecke bestimmt sind und nicht verwendet werden dürfen, um Diagnosen zu stellen oder Therapieentscheidungen zu treffen. Die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität kann nicht garantiert werden.
FAQ’S zum Thema Vorhofflimmern
Was ist der HAS-BLED-Score?
Der HAS-BLED-Score wird bei Patient:innen eingesetzt, die bei Vorhofflimmern oder Vorhofflattern eine präventive (vorbeugende) Antikoagulation erhalten sollen.[1] Er ermöglicht es, das Risiko für schwere Blutungen unter einer antikoagulativen Therapie abzuschätzen. Der HAS-BLED-Score ist nach den englischen Bezeichnungen der sieben klinischen Risikofaktoren benannt, aus denen er berechnet wird: Hypertonie (H), abnormale Nieren- und Leberfunktion (A), Schlaganfall (S), Blutungen (B), Gerinnungsmanagement (L), höheres Alter (> 65 Jahre) (E) und Medikamenteneinnahme/Alkoholkonsum (D).[1]
Wie wird der HAS-BLED-Score berechnet?
Der HAS-BLED-Score nutzt ein Punktesystem, das das Blutungsrisiko anhand von sieben Risikofaktoren bewertet: Hypertonie (H), abnormale Nieren-/Leberfunktion (A), Apoplex (S), Blutungen (B), Gerinnungsmanagement (L), höheres Alter (> 65 Jahre) (E) und Medikamenteneinnahme/Alkoholkonsum (D).[1] Liegt einer dieser Risikofaktoren vor, wird er mit einem Punkt bewertet.[1] Ausnahmen sind die Risikofaktoren A und D: Hier können bis zu zwei Punkte vergeben werden.[1] Die Punkte werden anschließend addiert und ergeben einen Gesamtscore, der zwischen 0 und 9 liegen kann.[1]
Was ist der Unterschied zwischen dem HAS-BLED-Score und dem CHA2DS2-VASc-Score?
Der HAS-BLED-Score ist das Gegenstück zum CHA2DS2-VASc-Score: Der HAS-BLED-Score informiert über das Risiko für Blutungen von Patient:innen mit Vorhofflimmern oder Vorhofflattern unter präventiver Antikoagulation an.[1] Der CHA2DS2-VASc-Score gibt das individuelle Schlaganfallrisiko von Patient:innen mit Vorhofflimmern an.[1] Werden beide Scores kombiniert, ermöglichen sie eine Risiko-Nutzen-Abwägung bei der Auswahl einer Antikoagulationstherapie.
Ab wann ist der HAS-BLED-Score zu hoch?
Der HAS-BLED-Score gibt das Blutungsrisiko von Patient:innen mit Vorhofflimmern unter einer Antikoagulationstherapie an.[1] Ein HAS-BLED-Score von 0 bis 2 zeigt ein geringes Blutungsrisiko an.[1] Bei einem HAS-BLED-Score > 2 ist das Blutungsrisiko unter einer oralen Antikoagulation erhöht.[1] In diesem Fall ist eine Behandlung mit oralen Antikoagulanzien zur Schlaganfallprävention zwar möglich, diese sollte aber wegen des erhöhten Blutungsrisikos engmaschig überwacht werden.[1]
Was bedeutet ein zu hoher HAS-BLED-Score für die Therapie mit oralen Antikoagulanzien (OAKs)?
Eine erhöhte Blutungsneigung (HAS-BLED-Score > 2) bedeutet nur in seltenen Fällen, dass eine Therapie mit OAKs kontraindiziert ist.[1, 2] Es ist aber wichtig, bei einem hohen Score mögliche Risikofaktoren für Blutungen zu reduzieren.[1, 2] Zu den Risikofaktoren zählen zum Beispiel eine arterielle Hypertonie, instabile INR-Werte (INR: International Normalized Ratio), bestimmte Medikamente und Alkoholkonsum.[1] Besteht bereits eine aktive Blutung, muss die OAK-Therapie gegebenenfalls unterbrochen werden, bis die Blutung wieder unter Kontrolle ist.[1]
Quellen:
- Pisters R, Lane DA, Nieuwlaat R et al. A novel user-friendly score (HAS-BLED) to assess 1-year risk of major bleeding in patients with atrial fibrillation: the Euro Heart Survey. Chest 2010; 138: 1093–1100.
- Camm AJ, Kirchhof P, Lip GYH et al. Guidelines for the management of atrial fibrillation. The Task Force for the Management of Atrial Fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC). European Heart Journal 2010; 31: 2369–2429. http://dx.doi.org/10.1093/eurheartj/ehq278
- Kirchhof P, Benussi S, Kotecha D et al. 2016 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation developed in collaboration with EACTS. Eur Heart J 2016; 37: 2893–2962. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27567408
- Steffel J, Verhamme P, Potpara TS et al. The 2018 European Heart Rhythm Association Practical Guide on the use of non-vitamin K antagonist oral anticoagulants in patients with atrial fibrillation. Eur Heart J 2018; 39: 1330–1393.
Quellen FAQ:
- Hindricks G, Potpara T, Dagres N et al. 2020 ESC Guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS): The Task Force for the diagnosis and management of atrial fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC) Developed with the special contribution of the European Heart Rhythm Association (EHRA) of the ESC. Eur Heart J 2021; 42: 373–498.
- Steffel J, Collins R, Antz M et al. 2021 European Heart Rhythm Association Practical Guide on the Use of Non-Vitamin K Antagonist Oral Anticoagulants in Patients with Atrial Fibrillation. Europace 2021; 23: 1612–1676.
Quellen:
- Pisters R, Lane DA, Nieuwlaat R et al. A novel user-friendly score (HAS-BLED) to assess 1-year risk of major bleeding in patients with atrial fibrillation: the Euro Heart Survey. Chest 2010; 138: 1093–1100.
- Camm AJ, Kirchhof P, Lip GYH et al. Guidelines for the management of atrial fibrillation. The Task Force for the Management of Atrial Fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC). European Heart Journal 2010; 31: 2369–2429. http://dx.doi.org/10.1093/eurheartj/ehq278
- Kirchhof P, Benussi S, Kotecha D et al. 2016 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation developed in collaboration with EACTS. Eur Heart J 2016; 37: 2893–2962. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27567408
- Steffel J, Verhamme P, Potpara TS et al. The 2018 European Heart Rhythm Association Practical Guide on the use of non-vitamin K antagonist oral anticoagulants in patients with atrial fibrillation. Eur Heart J 2018; 39: 1330–1393.
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