Sport bei Herzerkrankungen: intensives Intervalltraining fördert die Herzgesundheit
Sport ja, aber welcher? Mehrere Studien belegen, dass Patient:innen mit kardiovaskulären Erkrankungen besonders von hochintensivem Intervalltraining (HIIT) profitieren können. Was sind die Vorteile des HIITs und wie kann dieses das Herz wieder in Schwung bringen?
HIIT – was steckt dahinter?
HIIT ist die Abkürzung für hochintensives Intervalltraining und bezeichnet eine Trainingsmethode, bei der sich kurze Phasen intensiver aerober Übungen von 20–60 Sekunden mit Erholungsphasen von 10–30 Sekunden abwechseln. Bemerkenswert ist hierbei, dass das gesamte Training nur 10–20 Minuten dauert.1 Während des HIIT erreicht der Körper mehr als 90 % seines maximalen Sauerstoffverbrauchs und über 75 % seiner maximalen Leistungsfähigkeit.2
Das moderate kontinuierliche Ausdauertraining (MICT), welches gewöhnlich 30–60 Minuten dauert, jedoch nur 40–60 % des maximalen Sauerstoffverbrauchs einfordert, war lange Zeit der Standard in der kardiovaskulären Rehabilitation.2 Die Anwendung des hochintensiven Intervalltrainings (HIIT) gewinnt allerdings zunehmend an Bedeutung. HIIT verbessert zahlreiche physiologische Aspekte, die insbesondere für Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wichtig sind, darunter:2
- die Herzstruktur und die Herzfunktion
- die Lungenfunktion
- die Struktur und Funktion der Muskeln
- vaskuläre Strukturen und Funktionen
Zahlreiche Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass HIIT einen positiven Einfluss auf die körperliche Erholung und die Rehabilitation von Patient:innen hat. Das gilt insbesondere für Personen, die sich von akuten kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erholen, sowie für diejenigen, die an Krankheiten wie akutem Koronarsyndrom (AKS), koronarer Herzkrankheit (KHK) oder chronischer Herzinsuffizienz leiden.2
HIIT zeigt bei Patient:innen mit KHK eine höhere Effizienz als MICT
In einer Studie von Forscher:innen aus Pakistan wurden 44 Patient:innen mit diagnostizierter KHK in 2 gleich große Studiengruppen aufgeteilt. Die Teilnehmer:innen waren zwischen 40 und 70 Jahren alt. Während die erste Gruppe ein 12-wöchiges konventionelles MICT absolvierte, durchlief die andere Gruppe ein HIIT-Programm, ebenfalls über 12 Wochen. Um die kardiovaskuläre Fitness der Patient:innen zu testen, wurden verschiedene Parameter wie die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2 max.), der Ruhepuls und der Blutdruck vor und nach den Trainingsmaßnahmen gemessen.3
Dabei zeigte sich, dass die Verbesserung der VO2 max. in der HIIT-Gruppe signifikant höher war im Vergleich zur MICT-Gruppe (von 25,2 ± 3,5 zu 30,4 ± 4,2 ml/kg/min vs. von 24,8 ± 3,7 zu 27,2 ± 3,9 ml/kg/min; p = 0,01). Zusätzlich reduzierte sich der Ruhepuls signifikant stärker in der HIIT-Gruppe (von 72,5 ± 8,2 auf 68,1 ± 7,9 bpm) als in der MICT-Gruppe (von 73,2 ± 7,8 auf 70,3 ± 7,5 bpm, p = 0,04). Die Blutdruckwerte verbesserten sich durch das Training in beiden Gruppen deutlich, wobei der Unterschied zwischen der HIIT- und der MICT-Gruppe keine statistische Signifikanz erreichte.3
Eine weitere Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen. Hierbei wurden 72 KHK-Patient:innen untersucht, die in 3 Gruppen eingeteilt wurden. Die Teilnehmer:innen in Gruppe 1 und 2 absolvierten jeweils ein HIIT- oder ein MICT-Programm. Die Patient:innen der Gruppe 3 folgten den üblichen medizinischen Empfehlungen ohne spezielles Training. Das HIIT und das MICT wurden über 6 Wochen durchgeführt und beinhalteten Laufbandübungen unter Anleitung, die 3-mal wöchentlich stattfanden. Während des HIIT erreichten die Teilnehmer:innen eine maximale Herzfrequenz von etwa 85–95 %, beim MICT von 70–75 %. Die Auswirkungen der verschiedenen Programme wurden anhand verschiedener physiologischer Parameter sowie mithilfe von Blutbiomarkern evaluiert.4
Die Ergebnisse: Der Körperfettanteil der Patient:innen in der HIIT-Gruppe reduzierte sich signifikant stärker im Vergleich zur MICT-Gruppe (Δ 4,5 %, p < 0,001 vs. Δ 3,2 %, p < 0,001). Ebenso reduzierte sich der Bauchumfang bei den Teilnehmer:innen der HIIT-Gruppe signifikant stärker (Δ 4,1 %, p = 0,002 vs. Δ 2,5 %, p = 0,002). Die Kontrollgruppe wies keine Verbesserungen auf. Der Hämoglobinwert HbA1c zeigte ebenfalls eine signifikant größere Verbesserung bei den Patient:innen in der HIIT-Gruppe (Δ 10,4 %, p > 0,001 vs. Δ 32,2 %, p > 0,001) ebenso wie der Thyreotropinwert (Δ 16,5 %, p = 0,007 vs. Δ 3,1 %, p = 0,201).4
Patient:innen mit metabolischem Syndrom profitieren von HIIT nach Myokardinfarkt
Das Auftreten des metabolischen Syndroms (MetS) bei Patient:innen mit einem Myokardinfarkt (MI) geht mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse sowie für einen erneuten MI einher. Eine Studie konnte zeigen, dass HIIT im Vergleich zu MICT signifikant effektiver ist, das MetS bei MI-Patient:innen zu verbessern. HIIT führte zu einer deutlicheren Reduktion von Körper- und Bauchfett, zu einer Zunahme der fettfreien Körpermasse sowie zu einer stärkeren Senkung des MetS-Z-Scores.5
Intervalltraining verbessert auch VHF
Nicht nur KHK- und MI-Patient:innen profitieren vom Intervalltraining. Auch bei Menschen mit Vorhofflimmern (VHF) lassen sich damit vielversprechende Ergebnisse erzielen. So kam eine norwegische Studie zu dem Ergebnis, dass aerobes Intervalltraining (AIT) die Zeiten mit VHF im Mittel verringern kann.6 Verglichen wurden dabei VHF-Betroffene, die 3-mal pro Woche ein AIT absolvierten, mit VHF-Patient:innen, die ihre Bewegungsgewohnheiten beibehielten. Das AIT verbesserte nicht nur das VHF, sondern führte auch zu einer Reduktion des Körpergewichts und des Body-Mass-Index (BMI).6